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Dienstag, 13. November 2012

Berlin trauert (nicht) um seine getötete Kunstszene ... Ekelerregend

(Bild: Die Berliner Kunst in 5 Jahren, am Weg in die Kunstanstalt, von der Staatsgewalt kontrolliert und vom freien Markt mit Gehhilfe versorgt.....)




Im Folgenden - Informationen des BBK Berlin zu einer Veranstaltung, die an Zynismus und Verlogenheit nicht zu überbieten ist. Im Sinne des Schlichten, versucht eine hilflose aber durchtriebene Politik, die für die bewusste Dekonstruktion der weltbekannten Berliner Kunstszene verantwortlich zeichnet, den Künstlern in das Hirn zu scheissen.

Nachdem, im Sinne von Steuer verbrennenden Investmentprojekten (Investorenschelte ist irreführend, die sogenannten "Investoren" sind auch nur kleine mittelständische Bankrotteure siehe Jagdfeld, Spreer und Co.) Gemeingut defakto an Privat verschenkt wurde - wird den Künstlern nun erklärt warum sie weiter, umsonst und kreativ für die rückwärtsgewandten Monetäradeligen tätig sein sollen. Glücklicherweise erklären sich peinliche Wortkombinationen (die manche Oberflächensurfer für originell erachten...) wie "Kulturprojekte Berlin" oder "Zentrale Intelligenzagentur" selbst.

Wir sollten die Telefondesinfizierer loswerden, darum unterstützt das BBK und jagt den Bürgermeister und sein Kulturstaatssekretärlein aus der Stadt......

information des bbk berlin 10.11.2012

Liebe Künstlerinnen und Künstler,
seit langem besteht der Wunsch, mit der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten über die Lage der Bildenden Kunst und ihre Perspektiven in Berlin einen kontinuierlichen Dialog zu führen. Vor anderthalb Jahren hatte „Haben und Brauchen“ der Senatskulturverwaltung einen konkreten Vorschlag für einen solchen Dialog gemacht. Er war auch Bestandteil der Koalitionsvereinbarung von SPD und CDU nach der letzten Wahl.
Jetzt will die Senatskulturverwaltung diesen Dialog aufnehmen. Sie hat für die Organisation die Kulturprojekte Berlin beauftragt und diese hat ihrerseits die Zentrale Intelligenzagentur mit der thematischen Ausrichtung betraut. Eingeladen sind Künstler/innen, Journalisten/innen, Kuratoren, Museumsdirektoren, Galerist/innen, Vertreter der Freien Szene und Initiativen, Akteure aus unterschiedlichen Bereichen der Bildenden Kunst.
Die Diskussion findet an zwei Tagen statt. Am ersten Tag wird in Arbeitsgruppen zum Thema „Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?“ diskutiert, am zweiten sollen unter dem Titel „Lieber Politiker, male mir...“ konkrete Handlungsvorschläge für die Kulturverwaltung entwickelt werden.
Die Arbeitsgruppen haben nach derzeitigem Planungsstand folgende Themen:
1 Kalender: Wie sieht das Kunstjahr in 5 Jahren aus?

2 Raumordnung: Wo liegen die Hotspots der Kunstszene in 5 Jahren?

3 Ökonomie: Wie sieht der Markt für Kunst in 5 Jahren aus?

4 Netzwerk: Was sind die Koalitionen und Konfliktlinien in 5 Jahren?

5 Mehrwerte: Welchen Beitrag leistet die Kunst zur Stadtentwicklung der nächsten 5 Jahre?

6 Institutionen: Wie sieht die Landschaft der Ausstellungsorte in 5 Jahren aus?

7 Produktion: Was tut Berlin in 5 Jahren für die Künstlerförderung?

8 Marke: Wie wird Berlin in 5 Jahren als Kunststandort international wahrgenommen?

Das Programm sieht für beide Tage Präsentationen der Ergebnisse vor:
· am Donnerstag, 15. 11. 2012 um 18:00 Uhr · am Freitag, 16.11.2012 um 13:30 Uhr
Wo: Im Palais Podewil, in der Klosterstraße 68-70, 10179 Berlin.
______________________________________________________________
Kommentar des bbk berlin zu dieser Veranstaltung:
Abgesehen davon, dass die Kunstszene an der Gestaltung des Dialogs nicht beteiligt wurde, hat auch die Ausrichtung der Fragestellungen zu Irritationen und Kritik unter Künstlerinnen und Künstler und Fachleuten geführt. Nach Auffassung des bbk berlin müsste die Veranstaltung vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Die wirklich wichtigen Ausgangspunkte und Fragestellungen sind:

Berlin ist als Kunststandort wegen der großen Zahl, der Vielfalt und Internationalität der Künstlerinnen und Künstler wichtig. Künstlerinnen und Künstler machen Berlin zu dem internationalen Zentrum der Bildenden Kunst in Europa; Ihretwegen kommen Galerien und Sammler nach Berlin. Sie, ihre Aktivitäten und ihre künstlerischen Impulse bilden die Basis für das große internationale Interesse am geistigen Leben in Berlin, sie und ihre Aktivitäten sind auch wesentlicher Anlass für den Tourismus.

Es geht um Tatsachen: Wovon leben Künstlerinnen und Künstler in Berlin? Wie sind ihre Produktionsbedingungen? Wie und wo können sie ihre Werke öffentlich und fachöffentlich präsentieren? Wie verändert sich die Kunst und ihre Vermittlung?

Für die Stadt- und für die Kunstwicklung sind deshalb die entscheidenden Fragen:

· Was muss und was kann die Berliner Politik tun, damit Berlin als „Standort“ für Künstlerinnen und Künstler weltweit attraktiv wird und bleibt?

· Was tut die Berliner Politik um Wohn- und Arbeitsflächen für Bildende Künstler verfügbar und bezahlbar zu machen?

· Was tut Berlin um nachhaltige professionelle künstlerische Arbeit und die Realisierung anspruchsvoller künstlerischer Projekte in Berlin zu gewährleisten?

· Was tut Berlin dafür, angemessene Honorierungen für professionell im Kunstbetrieb arbeitende Menschen – dazu gehören auch Ausstellungshonorare! sicher zu stellen; was sollte es dafür tun?

· Was tut Berlin, um Künstlerinnen und Künstlern die Organisation eigener Produktions- und Präsentationsorte und von Produzentengalerien zu erleichtern und zu ermöglichen; was sollte es dafür tun?

„Weltweit beobachtet und beachtet“ (so der Text der Koalitionsvereinbarung von SPD und CDU) " ist Berlin wegen der weltweit einmaligen Dichte, Professionalität und Internationalität der in Berlin lebenden und produzierenden Künstlerinnen und Künstler, wegen der neuen Formen der Kunst und ihrer Präsentation, die hier entstehen. Diese Menschen sind der "Standort", diese Menschen geben Berlin Flair und Geist, von denen es letztlich lebt. 10 Milliarden Euro jährlicher Tourismusumsätze in Berlin haben viel damit zu tun."

Es müsste also darüber geredet werden: welche Infrastrukturen und Rahmenbedingungen muss Berlin schaffen, bewahren, neu entwickeln, um für diese Menschen attraktiv zu bleiben, auf welche neuen Formen künstlerischen Arbeitens und der Präsentation muss Berlin wie reagieren - darüber muss tatsächlich ein Dialog her zwischen Kunst und Politik. Wie kann er permanent organisiert und strukturiert werden – es geht nicht um einen einmaligen Kraftakt, sondern um eine intelligente Nutzung der Ressource „Sachverstand“ durch die Politik.



---------------------------------------------- HABEN UND BRAUCHEN Presseerklärung vom 13.11.2012 zur “K2 – Eine Dialogveranstaltung der Kulturverwaltung des Berliner Senats” am 15./ 16.November 2012

Am 10. Mai 2011 legten Haben und Brauchen dem Kultursenat einen „Fahrplan zum Entwicklungsplan der Kunststadt Berlin“, kurz Kunstplan, vor. In diesem wiesen wir mit Nachdruck auf die Notwendigkeit hin, ein Forum einzurichten, das zur Aufgabe hätte, auf kontinuierlicher Basis einen überparteilichen Dialog zwischen dem Senat, der freien Szene und Vertretern der Kunstinstitutionen der Stadt zu führen. Wir sind überzeugt, dass nur im Rahmen einer solchen, institutionell verankerten, längerfristigen Zusammen-arbeit die reale Not der Kunst- und Kulturschaffenden in Berlin behoben werden kann.

Der Großteil der Kunst- und Kulturschaffenden in Berlin lebt an oder unter der Armutsgrenze und wird aus den (durch sie) aufgewerteten Stadteilen verdrängt. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen, die die Stadt einst für eine freie Szene attraktiv gemacht haben, existieren so nicht mehr. Berlin ist trocken gewohnt. Die Stadt zerstört mit ihrer verkaufsorientierten Liegenschaftspolitik die Bedingungen ihrer kulturellen Vitalität. Der Freiraum von einst ist ausverkauft. Mit der Kunstmetropole Berlin ist es in absehbarer Zeit vorbei. KünstlerInnen verlassen Berlin.

Wenn Berlin in Zukunft eine Stadt für eine freie Kunst- und Kulturszene bleiben will, muss jetzt eine Instanz geschaffen werden, die eine sachliche Ermittlung der Gründe für die reale Not der ProduzentInnen und nachhaltige strukturelle Maßnahmen zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der freien Szene in Berlin leisten kann.

Am 15./16. November 2012 richtet die kommerzielle Agentur ZIA (Zentrale Intelligenz Agentur) im Auftrag des Berliner Senats in Zusammenarbeit mit den Kulturprojekten Berlin den sogenannten Open Space K2 aus, um die Frage zu erörtern, wie die Zukunft der Bildenden Kunst in Berlin aussehen könnte. Zu dieser Veranstaltung mit moderierter Diskussion lädt die Agentur neben Mitgliedern der Senatsverwaltung verschiedene Akteure aus diesem Kunstbereich ein.

Haben und Brauchen begrüßen die Initiative des Senats, das Gespräch mit der freien Szene zu suchen. Wir sind jedoch geschockt von der Grundhaltung, die aus der Form der geplanten Veranstaltung spricht. Auf einer von Haben und Brauchen organisierten Versammlung der freien Berliner Szene im Künstlerhaus Bethanien am 27./28. Oktober formulierten wir deshalb folgende Kritik am K2:

Der K2 ist auf schnellen Austausch angelegt und kann so maximal ein vages Stimmungsbild der Lage ergeben. Aufgrund dieser Konzeption ist, trotz eines Budgets von 50.000 Euro nicht damit zu rechnen, dass der K2 Ergebnisse erbringen wird, die zu nachhaltigen konstruktiven Maßnahmen führen könnten.

Eine fundierte Ermittlung der Gründe für die Not der ProduzentInnen und eine Planung struktureller Maßnahmen kann in dieser Form NICHT objektiv geleistet werden.

Die vom K2 formulierten Leitfragen blenden die Probleme der Kunststadt Berlin und die Misere der ProduzentInnen aus. Sie erwecken den Eindruck, dass Kunst in Berlin eine Wachstumsbranche sei und es nur mehr um die Steuerung des Wachstums ginge. Dass auf der existentiellen Produktionsebene Kunst in Berlin kurz vorm Kollaps steht, ist nicht Thema. Grundlage der Diskussion ist eine Illusion von Wachstum, das es so nicht gibt.

Die unfreiwillige Ironie des K2 liegt darin, dass die eingeladenen Teilnehmer für ihre Beiträge kein Honorar erhalten und sich somit die Logik der Missstände unmittelbar in der Konzeption des K2 abbildet: Für Vertreter von Institutionen fällt die Teilnahme ohnehin in ihre bezahlte Arbeitszeit. Für alle frei Arbeitenden gestaltet sich die Situation wie üblich in der Kultur Berlins: Ein Beitrag wird erwartet, aber selbstverständlich nicht bezahlt.

Vertreter der Parteien wurden erst eingeladen, nachdem Haben und Brauchen die mangelnde Involvierung der Politik durch den K2 ausdrücklich kritisiert hatten.

Der K2 kann kein Ersatz für den längerfristigen überparteilichen Dialog über einen Kunstplan sein, der zur Behebung der Probleme in der Stadt dringendst notwendig wäre.

Der K2 steht im Gegenteil symptomatisch für eine verheerende Tendenz in der Berliner Kulturpolitik, Entscheidungskompetenz und enorme finanzielle Mittel im großen Stil an kommerzielle Agenturen wie die ZIA und eine hausnahe GmbH wie die Kulturprojekte outzusourcen. Dadurch steuert der Senat politisch auf eine Kommerzialisierung der Kultur zu, und entzieht sich effektiv der Verantwortung für die inhaltliche Gestaltung der Kulturpolitik, die Verbesserung der Produktionsbedingungen von Kultur und den nachhaltigen Dialog mit den ProduzentInnen außerhalb der hausnahen Kreise.

Haben und Brauchen sprechen sich aus:
Wir sind gegen eine wettbewerbsgeleitete, neoliberal orientierte Kunstproduktion.

Wir sind für einen Prozess des Kulturschaffens, der unabhängig von ökonomischen, marktproduzierenden und marktgesteuerten Ordnungsprinzipien verstanden wird.

Wir fordern die Stadt dazu auf, Kunst als Kern ihres Gemeinwesens anzuerkennen.

Wir brauchen mehr als nur Förderung. Wir fordern einen Anteil an finanziellen Mitteln, der dem Beitrag der Kunst zur Aufwertung Berlins real entspricht.

Wir fordern die Wiedereinführung eines Beratungsgremiums für Kunst.

Wir fordern eine Liegenschaftspolitik, die Arbeits- und Ausstellungsräume für Kunst schafft.

Wir wollen, dass Ausstellungshonorare bezahlt werden, wenn Kunst ausgestellt wird.

Wir fordern einen langfristig angelegten Kunstplan.

Haben und Brauchen treten ein:
Für die objektive Ermittlung der Notstände auf der existentiellen Produktionsebene, d.h. den Arbeits- und Lebensbedingungen der Freien Szene Berlins.

Für die Planung nachhaltiger struktureller Maßnahmen zur Behebung dieser Notlage.

Für einen längerfristigen überparteilichen Dialog zu diesem Zweck zwischen dem Senat und der freien Kunst und Kultur Szene Berlins im Rahmen eines institutionell verankerten Forums.

Diesen Dialog sind wir zu führen bereit.

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