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Freitag, 31. Mai 2013

Macht Kunst - KunstMacht


(Bild: gefährliches, zeitgenössisches, deutsches Kunstwerk im Sturmwind 2013)

Es gibt Dinge, die sollte man erst kommentieren, wenn sie vorbei sind, um ihnen die mediale Aufmerksamkeit, die ihr eigentlicher Selbstzweck sind, zu entziehen, um ihnen auf diesem Wege die Verachtung teil werden zu lassen, die diesen schrecklichen Dingen gebührt. Gleichwohl wohnt diesen Dingen oder Vorgängen ein Moment inne, das nicht unkommentiert bleiben darf.

Im Frühjahr 2013 machte die Deutsche Bank die Aktion "Macht Kunst" und forderte die "Künstler" auf, ein Werk abzugeben. Die Schlange vor der Registrierungsstelle war kilometerlang. Berliner Künstler sollten je ein Bild für eine Werkschau zu Berliner Kunst in ihre Deutsche Bank Ausstellungshalle bringen, alles werde ausgestellt und dem besten auserwählten Künstler werde ein Stipendium zur Verfügung gestellt. Die beiden folgenden Ausstellungen mit Kunstmüll waren eher mäßig besucht. Nach offiziellen Angaben waren es 6000 Besucher in 24 Stunden, das machte im Berlin der 00er Jahre das Tacheles in fünf, die Museumsinsel in zwei und die Straßenmaler im Mauerpark in einer Stunde. Und da waren nicht die über tausendsiebenhundert am Deutsche Bank Kunstgewürge teilnehmenden Pseudokünstler ihre eigenen Fans, die ihre eigenen Werke als eigenes Publikum betrachteten.

Die Kunstaktion der Deutschen Bank ist aber durchaus interessant, ist sie doch selbst eine Konzeptkunstarbeit, bezeichnenderweise eine unbewusste und daher monströse, schreckliche, typisch deutsch "gewollt aber nicht gekonnte" und vor allem mörderisch zynische. Unbewusst, weil den verantwortlichen Absolventen irgendeines Billigkulturwissenschaftsstudienganges nichts Originelleres einfällt, als eine "Berliner Kunstausstellung" zu veranstalten, obwohl der SPD Bürgermeister und Kultursenator regelmäßig mit solchem Begehr auf die Schnauze fällt. Schrecklich, weil das Künstlervieh mit Almosen und Wettbewerbsversprechen gelockt und verführt wurde. Gewollt, aber nicht gekonnt, weil die Medienwirkung keinen Imagegewinn bzw. Werbeeffekt brachte, eine Bildschlagzeile wäre billiger zu haben. Und mörderisch zynisch ist die Aktion dadurch, dass zum einen jeder und jede, die an diesem "Event" teilnahmen, alles sein könnten, nur keine Künstler. Weil aus "Macht Kunst" ganz schnell ein "KunstMacht" werden kann.

Kunst kommt von Wahrnehmung und Reflektion, nicht von Können (das versteht sich von selbst), die Berliner Künstlerherde, die sich zur DB Halle treiben ließ, hatte weder Wahrnehmung noch Reflektion, die Deutsche-Bank-Aktion ist nur ein trauriges Beispiel dafür, wie schnell man vom selbstverliebten Kreativen zum schlangestehenden selbstbetrügerischen Kretin verkommt. "Macht-Kunst" ist auch ein Zeichen für die Verfasstheit unserer Gesellschaft, wo das Versprechen auf ein paar hundert Euro im Monat jegliche Nachdenkversuche und Skrupel egalisieren.


(Bild: Joseph Beuys und Volksgenossen testen die Kunstmacht von Hitlers "sozialer Skulptur" bei Sewastopol 1942)

...Am besten an der Aktion ist aber, dass der sattsam bekannte Satz "Jeder ist Künstler" zur Wirklichkeit wurde. So wie Joseph Beuys seine Ängste, Taten, autoritären Fantasien und Ideen mit verkausalierten, schlichten Glaubensätzen zu tarnen wusste, so zeigt uns die Deutsche Bank mit ihrer Aktion die tatsächliche KunstMacht von Rheinmetall bis Daimler und Co. Ja, in diesem Land ist jetzt jeder Künstler, so wie Beuys seine Eichen in Kassel pflanzte, auf das dem eisernen Kreuze nie das Eichenlaub ausgehen möge, so macht eine der unmenschlichsten Banken der Welt alle zu Künstlern, der Rest des Globus bezahlt die Zeche. Dass in Berlin jeder unbedeutende Künstlerdepp seine objektgewordene Zumutung irgendwo hinhängen darf, um der Marketingabteilung eines Geldhauses zu dienen, kostet in Griechenland weitere Kita-, Schul- und Krankenhausplätze. Kunstmacht kann so übel sein - also macht keine Kunst - sonst seid ihr, wie alle hierzulande, "Künstler" und wer möchte so etwas schon sein.

Letztlich ist, wer bei dieser Deutschen Bank in diesen Zeiten ausstellte, kein Künstler, sondern ein Arschloch. Also doch Hoffnung für die Kreativen, vielleicht sind es ja weniger als man denkt. Beuys war nur ein, von schlechtem Gewissen und Ausflüchten getriebenes, Produkt seiner Zeit. Die "soziale Skulptur" wird durch die Deutsche Bank enttarnt als das, was sie ist. Dieselbe, alte, kranke Allmachtsfantasie, die die Kulturmanager und Ausflüchtekünstler seit Troja immer wieder hervorkramen, um Mord und Totschlag zu relativieren, diesmal durften sogar die kleinen Nobodys aus Berlin dabei sein und das nächstemal vielleicht die ganze Welt.

Vorwärts in die Vergangenheit: Deutsche Bank.....macht Kunst....endlich ist jeder "Künstler".

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